Kommunale Wärmeplanung Neumarkt in der Oberpfalz

Aktiv für zukunftssichere Wärme

Erstellt von

IREES GmbH

Datum

19. November 2025


Einleitung

Neumarkt in der Oberpfalz ist auf dem Weg in die Wärmewelt von morgen! Mit der kommunalen Wärmeplanung arbeiten wir aktiv daran, die Weichen für die Wärmewende schon jetzt zu stellen, damit das Heizen in Zukunft bezahlbar und verlässlich bleibt und umweltverträglich wird. Was das genau bedeutet und wie wir dabei vorgehen, erfahren Sie hier. Auch über die aktuellen Zwischenergebnisse der Wärmeplanung können Sie sich hier informieren.

Was ist der kommunale Wärmeplan?
Der kommunale Wärmeplan wird einen Fahrplan für die Wärmeversorgung unserer Stadt darstellen: Er zeigt Möglichkeiten auf, mit denen wir in Zukunft unsere Gebäude heizen und Warmwasser erzeugen können – möglichst umweltfreundlich mit geringem CO2-Ausstoß. Die Reduktion des Wärmebedarfs durch erhöhte Energieeffizienz und die Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien greifen dabei Hand in Hand. Beide dieser Bausteine werden unter Berücksichtigung der Potenziale im Stadtgebiet und der lokalen Gegebenheiten betrachtet.

Welches Ziel verfolgt die Wärmeplanung?
Deutschland hat das Ziel, bis zum Jahr 2045 Klimaneutralität zu erreichen. Zusätzlich zur Stromversorgung stellt dabei die Wärmeversorgung einen wichtigen Bereich dar. Die Umstellung der Wärmeversorgung hat sich bisher aber herausfordernd gestaltet, z. B. aufgrund des hohen Anteils an fossilen Energien und jahrzehntelang gewachsenen Strukturen.

Um bis 2045 eine klimaneutrale und nachhaltige Wärmeversorgung zu erreichen, hat die Stadt Neumarkt i.d.OPf. die Erstellung eines kommunalen Wärmeplans in Auftrag gegeben.

Dies geschieht im Rahmen des Wärmeplanungsgesetzes (WPG) des Bundes, das alle Kommunen verpflichtet, einen solchen Plan zu erstellen. Städte mit weniger als 100.000 Einwohnern - wie Neumarkt - müssen ihren Plan bis zum 30. Juni 2028 einreichen. Als strategisches Planungsinstrument wird der Wärmeplan, auch nachdem er fertiggestellt wird, in der Zukunft alle fünf Jahre überprüft und fortgeschrieben werden.

Wie wird der Neumarkter Wärmeplan erarbeitet?
Die Stadt hat die Stadtwerke mit der Erstellung des Wärmeplans beauftragt und die Stadtwerke haben dafür Experten und Expertinnen von IREES – Institut für Ressourceneffizienz und Energiestrategien und e-think energy research mit ins Planungsteam geholt. Dieses Planungsteam erarbeitet den kommunalen Wärmeplan. Nachfolgend wird die Vorgehensweise skizziert:

Bestandsanalyse
Zunächst wird der aktuelle Wärmebedarf in Neumarkt genau unter die Lupe genommen. Wie viel Wärme benötigen unsere Gebäude? Welche Energieträger werden genutzt? Wie hoch sind die CO2-Emissionen für die Wärmeversorgung?

Potenzialanalyse
Im zweiten Schritt wird das Potenzial erneuerbarer Energien für die Wärmeversorgung in Neumarkt untersucht. Wo könnten wir Sonnenenergie, Erdwärme, Gewässer, Abwasser, Abwärme oder Biomasse nutzen? Welche Gebäude eignen sich für Wärmedämmung oder den Anschluss an ein Wärmenetz?

Zielszenario
Auf Basis der Bestands- und Potenzialanalyse wird ein Zielszenario entwickelt. Es zeigt, wie wir die Wärmeversorgung in Neumarkt bis zum Jahr 2045 klimaneutral gestalten können.

Eignungsgebiete
Es werden Gebiete identifiziert, die sich besonders gut für bestimmte Wärmeversorgungslösungen eignen. Zum Beispiel könnten einige Stadtteile gut mit einem Wärmenetz versorgt werden, während andere eher für Wärmepumpen geeignet sind.

Strategie und Maßnahmenkatalog
Es werden konkrete Maßnahmen entwickelt, um den Pfad zum Zielszenario in den nächsten Jahren zu beschreiten.

Eine technische Zeichnung liegt ausgebreitet auf einem Tisch. Im Vordergrund liegt ein brauner Bleistift und ein weißes Lineal.

Foto eines weißen Architekturmodells mit stilisierten Gebäuden, Straßenverläufen und topografischen Linien. Die Gebäude sind als einfache, kantige Blöcke dargestellt, teils mit Innenhöfen oder abgewinkelten Formen. Im Zentrum des Modells verlaufen mehrere Straßen, die sich schneiden. Die Umgebung wirkt städtisch und ist durch eine klare, reduzierte Modellgestaltung geprägt.

Mit den hier gezeigten Zwischenergebnissen der Wärmeplanung möchten wir über mögliche Lösungen zur zukünftigen Wärmeversorgung informieren, um Planungssicherheit für alle Bürgerinnen und Bürger und für gewerbliche Eigentümerinnen und Eigentümer zu schaffen. Die finalen Ergebnisse des Wärmeplans werden als Grundlage für die Ausweisung sogenannter Eignungsgebiete in der Wärmeversorgung dienen, die für die Erfüllung des Gebäudeenergiegesetzes relevant sind, falls eine Heizung getauscht werden muss. Die verbindliche Ausweisung dieser Gebiete erfolgt spätestens bis zur gesetzlich vorgegebenen Frist im Jahr 2028.

Die Erstellung des kommunalen Wärmeplans ist dabei nur der Anfang eines Prozesses, der über die Jahre überprüft und gegebenenfalls angepasst werden muss.

Machen Sie mit!

Die Wärmewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Informieren Sie sich über die Ergebnisse der Wärmeplanung und diskutieren Sie mit! Ihre Meinung ist uns wichtig. Gemeinsam gestalten wir die Zukunft der Wärmeversorgung in Neumarkt.

Bestandsanalyse

Im ersten Schritt wurde eine Bestandsanalyse durchgeführt. In dieser Analyse werden unterschiedliche Datenquellen in ein sogenanntes Geoinformationssystem zusammengeführt. Diese Daten sind beispielsweise der Wärmeenergieverbrauch der Gebäude, 3D-Modelle der Gebäude und typische Bauweisen sowie die damit verbundenen bauphysikalischen Eigenschaften der Gebäude. Es wurden die Lage, die Form und das Alter der Gebäude sowie vorhandene Beheizungsstrukturen durch Gas, Fernwärme und andere Energieträger erfasst. Darüber hinaus wurden Daten dazu erfasst, wo vorhandene Gas- und Wärmenetze verlaufen und Datenlücken wurden durch Berechnungen geschlossen. In die Untersuchung sind Daten aus den Jahren 2021 bis 2023 eingeflossen.

Analyse der Gebäude- und Siedlungsstruktur

Die Analyse der Gebäude- und Siedlungsstruktur bildet eine wesentliche Grundlage für die nachfolgende Potenzialanalyse. Hierbei stehen insbesondere die Nutzungsarten sowie die Altersstruktur der Gebäude im Fokus. Für die energetische Bewertung kommt der Bausubstanz eine zentrale Bedeutung zu, da sie maßgeblich von den jeweiligen Bauweisen der unterschiedlichen Epochen beeinflusst wird. Gebäude, die bis zum Jahr 1978 errichtet wurden, entstanden vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung und unterlagen daher bei Fertigstellung noch keinen energetischen Anforderungen an die Gebäudehülle.

Bestehende Wärmeversorgungsstruktur

Die Wärmeversorgung in Neumarkt wird aktuell von Erdgas und Heizöl dominiert. Das von den Stadtwerken Neumarkt betriebene Gasnetz hat eine Gesamtlänge von 310 km mit über 6200 angeschlossenen Gebäuden. Zusätzlich betreiben die Stadtwerke mehrere Wärmenetze mit einer Trassenlänge von insgesamt 3,5 km. Die folgende Karte zeigt die überwiegende Wärmeversorgungsart pro Baublock.

Karte der überwiegenden Heizungsart pro Baublock; überwiegend Erdgas (hellgrau).

Endenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen

Wärmedichte

Mit der Analyse des Wärmebedarfs pro Hektar (Wärmedichte) wird deutlich, in welchen Gebieten hohe Wärmebedarfe vorliegen und wo eine zentrale Versorgung über Wärmenetze grundsätzlich sinnvoll sein kann.

Potenzialanalyse

Die Potenzialanalyse erfasst zuerst die Potenziale, den Wärmebedarf zu senken. Als nächstes erfasst sie, welche nutzbaren Potenziale an erneuerbaren Energien und unvermeidbarer Abwärme zur Verfügung stehen, um den verbleibenden Bedarf zu decken. Das Wort „nutzbar“ meint, dass bestehende Nutzungsrestriktionen berücksichtigt werden. Darunter fallen z. B. (1) das Naturschutz-, Wasser- und Denkmalschutzrecht, (2) die zeitliche und saisonale Verfügbarkeit bestimmter Wärmequellen, und (3) bekannte zukünftige Entwicklungen wie die Ansiedelung von Betrieben oder die Dekarbonisierung der Industrieprozesse, die heute noch Abwärme liefern.

Energieeinsparpotenziale der Gebäude

Potenziale zur Energieeinsparung liegen darin, die Energieeffizienz der Gebäude zu steigern. Effizientere Gebäude verlieren weniger Heizwärme an die Umgebung. Ausgehend vom Baualter und der Nutzungsart der einzelnen Gebäude werden zunächst die Einsparungen unterschiedlicher Sanierungsniveaus (Sanierungstiefen) berechnet. Diese Sanierung umfasst z. B. die Dämmung der Außenwände, die Dämmung des Daches, oder den Einbau effizienter Fenster. Im zweiten Schritt werden Szenarien modelliert, mit denen eine mögliche Bandbreite der Sanierung bis zum Jahr 2045 untersucht wird.

Szenario Jährliche Sanierungsrate Wohngebäude Jährliche Sanierungsrate Nichtwohngebäude Anteil sanierte Wohngebäude bis 2045 Anteil sanierte Nichtwohngebäude bis 2045 Wärmebedarfs- rückgang bis 2045
Referenz 0,9 % 0,72 % 19,4 % 15,2 % -13 %
Effizienzszenario 1,4 % 1,08 % 29,5 % 23,4 % -18 %
Ambitioniertes Effizienzszenario 1,8 % 1,44 % 39,7 % 32,2 % -24 %

* bezogen auf Gebäude errichtet bis 2022

Lokale Potenziale aus erneuerbaren Energien und Abwärme

Die für Neumarkt identifizierten lokalen Potenziale aus erneuerbaren Energien sind insbesondere die Nutzung von Abwärme aus der Industrie, oberflächennaher Geothermie, Umgebungswärme mittels Wärmepumpen, sowie Solarthermie. Auch das lokale Potenzial von Biomasse aus Waldrestholz und biogenen Reststoffen sowie Abwärme aus Abwasser wurde berechnet. Tiefengeothermie und Wärme aus Oberflächengewässern stellen hingegen für Neumarkt keine relevanten Potenziale dar. Es wurde untersucht, welche Potenziale zentral über ein Wärmenetz erschlossen werden können (= eine zentrale Wärmequelle, die über ein Netz viele Häuser versorgt) und welche Möglichkeiten für eine dezentrale, gebäudenahe Wärmeversorgung bestehen (= jedes Gebäude nutzt seine eigene Wärmequelle).

Die folgende Abbildung fasst die identifizierten lokalen Potenziale zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung in Neumarkt zusammen.

Potenzial für Wärmenetzversorgung

Die Nutzung lokaler erneuerbarer Wärmepotenziale für eine zentrale Versorgung über ein Wärmenetz hängt von zwei Faktoren ab: dass eine geeignete Wärmequelle verfügbar ist und wie nah diese geeigneten Standorte an einem Wärmenetz gelegen wären. So wird in einem ersten Schritt zunächst analysiert, in welchen Gebieten der Ausbau oder eine Nachverdichtung eines Wärmenetzes überhaupt wirtschaftlich darstellbar ist. Maßgeblich dafür ist, wieviel Wärme in einem bestimmten Gebiet heute und zukünftig nachgefragt wird. Bei abnehmender Wärmedichte steigen die Wärmepreise, da Investitionen und Betriebskosten des Netzes auf weniger Wärmenachfrage umgelegt werden. Zudem nehmen auch die relativen Wärmeverluste im Netz zu.

Für die zentrale klimaneutrale Wärmeversorgung über Wärmenetze ist es daher relevant, ob im jeweiligen Gebiet eine ausreichend „dichte“ Wärmenachfrage vorhanden ist und ob ausreichend lokale erneuerbare Energien oder Potenziale in unmittelbarer Nähe zur Verfügung stehen. Das rote Gebiet stellt ein zusammenhängendes Gebiet mit einer Mindestwärmedichte von 40 GWh / km² pro Jahr dar.

Wird die Grenze der Mindestwärmedichte auf 30 GWh / km² pro Jahr gesetzt, kommt das grüne Gebiet noch als potenzielles Wärmenetzgebiet hinzu.

Bei einer Mindestwärmedichte von 20 GWh / km² pro Jahr sind die Gebäude im blauen Gebiet noch zu berücksichtigen.

Im Umkreis um diese Wärmenetzpotenzialgebiete werden dann (1) mögliche Wärmequellenstandorte und (2) verfügbare Flächen zur Erschließung erneuerbarer Potenziale für eine zentrale Nutzung identifiziert. Dabei werden Restriktionsflächen wie Trinkwasser- oder Naturschutzgebiete berücksichtigt.

Karte der Stadt Neumarkt mit farblich markierten Eignungsgebieten für Wärmenetze. Im Zentrum ist ein dunkelrot eingefärbter Bereich zu sehen, der das vorrangige Eignungsgebiet für Fernwärme darstellt (40 GWh/km2*a). Diese Zonen zeigen potenzielle Versorgungsradien für wirtschaftlich sinnvolle Fernwärmenetze.

Karte der Stadt Neumarkt mit farblich markierten Eignungsgebieten für Wärmenetze. Im Zentrum ist ein dunkelrot eingefärbter Bereich zu sehen, der das vorrangige Eignungsgebiet für Fernwärme darstellt (40 GWh/km2*a). Um dieses Gebiet herum verläuft ein weiteres konzentrisches Gebiet in grün (30 GWh/km2*a). Diese Zonen zeigen potenzielle Versorgungsradien für wirtschaftlich sinnvolle Fernwärmenetze.

Karte der Stadt Neumarkt mit farblich markierten Eignungsgebieten für Wärmenetze. Im Zentrum ist ein dunkelrot eingefärbter Bereich zu sehen, der das vorrangige Eignungsgebiet für Fernwärme darstellt (40 GWh/km2*a). Um dieses Gebiet herum verlaufen zwei weitere konzentrische Gebiete in grün (30 GWh/km2*a) und dann blau (20 Gwh/km2*a). Diese Zonen zeigen potenzielle Versorgungsradien für wirtschaftlich sinnvolle Fernwärmenetze.

Karte der Stadt Neumarkt mit farblich markierten Eignungsgebieten für Wärmenetze sowie die Darstellung der Restriktionsflächen. Im Zentrum ist ein dunkelrot eingefärbter Bereich zu sehen, der das vorrangige Eignungsgebiet für Fernwärme darstellt (40 GWh/km2*a). Um dieses Gebiet herum verlaufen zwei weitere konzentrische Gebiete in grün (30 GWh/km2*a) und dann blau (20 Gwh/km2*a). Diese Zonen zeigen potenzielle Versorgungsradien für wirtschaftlich sinnvolle Wärmenetze.

Geothermie

Für Neumarkt sind relevante Potenziale im Bereich der oberflächennahen Geothermie und der Wärmenutzung aus Grundwasser identifiziert worden.

Oberflächennahe Geothermie bezeichnet die Erschließung von Wärmequellen bis 400 Meter Bohrtiefe. Potenziale für Tiefengeothermie bestehen nahe an Neumarkt jedoch nicht: Die Gebiete mit günstigen geologischen Verhältnissen für eine hydrothermale Wärmegewinnung sind weit entfernt. Die dezentrale Nutzung oberflächennaher Geothermie erfolgt durch Wärmepumpen in Gebäuden mit Erdwärmesonden, Erdwärmekörben oder Kollektoren. Sofern Grundwasser als Wärmequelle dient, werden Brunnen gebohrt.

Um zu identifizieren, welcher Teil dieses Potenzials zur Erschließung über ein Wärmenetz geeignet ist, werden die Flächen mit geothermischem Nutzungspotenzial berücksichtigt, die in einem Abstand von maximal zwei Kilometern zu Wärmenetzpotenzialgebieten liegen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei einem Erdkollektorfeld mit vielen Sonden die Wärmekapazität mit der Zeit abnimmt - in Abhängigkeit der Anzahl der Sonden und des Abstandes zueinander. D.h. diese Wärmequelle eignet sich neben der dezentralen Nutzung insbesondere für kleinere Nahwärmenetze mit weniger Sonden an verschiedenen Standorten. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Untergrund zu regenerieren und ihm wieder mehr Wärme zuzuführen: Dies kann zum Beispiel durch Solarthermie-Kollektoren erfolgen, die auf der gleichen Fläche oberirdisch installiert werden und mit denen im Sommer überschüssige Wärme eingeleitet wird.

In Neumarkt liegt die berechnete Wärmeentzugsleistung im Untergrund bei durchschnittlich 25 Watt pro Meter bei einer durchschnittlichen Untergrundtemperatur von rund 21,9 °C und bei einer Tiefe von 100 Metern. Einschränkungen für die Nutzung ergeben sich durch Wasserschutzgebiete sowie hydrologisch, hydrogeologisch, geologisch oder wasserwirtschaftlich kritische Gebiete, die in der Analyse berücksichtigt wurden. Das berechnete Potenzial aus Erdwärmekollektoren mit Erschließung über Großwärmepumpen liegt bei 15 GWh pro Jahr.

Für die Nutzung oberflächenennaher Geothermie aus Grundwasser gibt es ebenfalls relevante Potenziale in Neumarkt, allerdings sind diese räumlich stärker konzentriert im Stadtgebiet vorhanden. Das berechnete Potenzial zur Nutzung von Wärme aus dem Grundwasser für eine Nutzung über zentrale Wärmenetze beträgt 45 GWh pro Jahr.

Karte von Neumarkt, die die Potenziale für oberflächennahe Geothermie durch Erdwärmesonden zeigt. Ein Großteil der Karte ist gelb-orange gefärbt und zeigt damit Potenziale von 50-100 Mwh/Jahr; im Innenstadtbereich dominiert grün, welches Potenziale von 5-25 MwH/Jahr zeigt.

Karte von Neumarkt, die die Potenziale für Grundwasser zeigt.

Dezentrale Erdwärmepumpen

Neben der zentralen Nutzung kann Erdwärme als lokale erneuerbare Wärmequelle auch dezentral über einzelne Wärmepumpen pro Gebäude genutzt werden. Der Vorteil von Wärmepumpen ist dabei, dass Gebäude in der Regel nicht nur beheizt, sondern auch gekühlt werden kann. Bei Erdwärmepumpen ist dies besonders effizient, da damit eine “passive Kühlung” realisiert werden kann: das Haus wird im Sommer gekühlt, ohne dass die Wärmepumpe läuft und ohne dass Strom verbraucht wird.

Die nachfolgende interaktive Karte ermöglicht eine Einschätzung, in welchen Baublöcken sich viele Gebäude für Wärmepumpen mit Erdwärmesonden oder horizontalen Erdwärmekollektoren eignen.

Der eigene Standort kann durch Zoomen oder Eingabe der Adresse gesucht werden. Für die Eignung der Gebäude werden neben den oben aufgeführten standortspezifischen Bedingungen bzw. Einschränkungen auch die jeweiligen Gebäudeeigenschaften berücksichtigt wie Gebäudealter, Wärmeendenergieverbrauch, Gebäudegröße sowie Platzverfügbarkeit und Abstand zum Nachbargebäude. Die Daten beziehen sich aber nicht auf jedes Haus einzeln, sondern auf Gruppen von Häusern in Baublöcken. Für die individuelle Eignung eines spezifischen Gebäudes wird empfohlen, eine Energieberatung durchzuführen.

Eine erste Eignungsprüfung für Wärmepumpen kann durch Eingabe der eigenen Gebäudedaten z. B. mit dem Online-Tool „Eignungsanalyse Wärmepumpe“ durchgeführt werden: Eignungsanalyse Wärmepumpe (energiewechsel.de)

Umgebungsluft - Luftwärmepumpen

Luftwärmepumpen sind ein wichtiger Baustein in der zukünftigen Wärmeversorgung. Luftwärmepumpen nutzen die Umgebungsluft als Wärmequelle. Diese Technologie ist vor allem in der dezentralen Versorgung von Gebäuden relevant. In Wärmenetzen können grundsätzlich jedoch auch große Luftwärmepumpen für die Wärme- und Kälteversorgung eingesetzt werden.

Die nachfolgende interaktive Karte ermöglicht eine Einschätzung, wie viele der Gebäude pro Baublock sich für Luftwärmepumpen eignen. Für die Eignung werden auch der Abstand zu Nachbargebäuden und die maximal zulässigen Schallemissionen berücksichtigt.

Solarthermie

Die Nutzung von Sonnenenergie kann entweder direkt über Solarthermiekollektoren erfolgen, die die Wärme der Sonne aufnehmen, oder indirekt über Solarstrom, der mit Photovoltaik (PV) erzeugt wird. Eine effiziente Nutzung von PV-Strom zur Wärmeversorgung ist mit Wärmepumpen möglich. Da Strom im Gegensatz zu Wärme über weite Strecken transportiert werden kann, liegt der Fokus der Analyse für lokale erneuerbare Potenziale auf Solarthermie.

Für die Potenzialanalyse werden landwirtschaftliche Flächen und Konversionsflächen berücksichtigt. Ausgenommen werden Landschaftsschutzgebiete.

Für eine zentrale Nutzung von Solarthermie in Wärmenetzen werden die Potenziale durch Identifizierung geeigneter Flächen im maximalen Abstand von 2 Kilometern zu den oben dargestellten Gebieten mit hinreichendem Wärmebedarf ermittelt. Ein höherer Abstand zu geeigneten Wärmenetzgebieten hätte zu hohe Wärmeverluste zur Folge.

Kartendarstellung der Stadt Neumarkt beinhaltet die Weißflächenanalysen mit den Landwirtschafts- und Konversionsfläche.

Kartendarstellung der Stadt Neumarkt mit gelb oder grün hervorgehobenen Flächen, die als potenziell geeignete Standorte für die Nutzung von Solarthermie auf Freiflächen identifiziert wurden. Grün sind die Potenzialflächen, die im Abstand von 2km zu Gebieten mit hohem Wärmebedarf liegen. Die Karte visualisiert mögliche Entwicklungsgebiete für solare Wärmegewinnung und unterstützt die kommunale Wärmeplanung im Kontext erneuerbarer Energien.

Das theoretische Potenzial für Solarthermie wird anhand von Globalstrahlung, der Sonnenscheindauer an den Standorten und dem daraus ermittelten Systemertrag für Flachkollektoren berechnet. Für alle identifizierten Flächen ergibt sich ein Potenzial von 3283 GWh pro Jahr. Da in der Realität jedoch nicht die gesamte landwirtschaftliche Fläche für eine Nutzung für Freiflächen-Solaranlagen zur Verfügung steht, wird angenommen, dass nur zwei Prozent dieser Fläche genutzt werden können. Daraus ergibt sich ein theoretisches Potenzial für die zentrale Wärmenutzung von 39 GWh pro Jahr, was einer Bruttokollektorfläche von rund 96.500 m² entspricht. In Kombination mit einem saisonalen Speicher kann die im Sommer gewonnene Wärmeenergie auch in die Wintermonate übertragen werden.

Abwärme

Wärme, die in industriellen Prozessen als Nebenprodukt anfällt, wird als Abwärme bezeichnet. Diese Abwärme kann als zentrale Wärmequelle beispielsweise für ein Wärmenetz genutzt werden. Dadurch, dass Neumarkt ein Industriestandort ist, bestehen Potenziale für Abwärmenutzung an mehreren verschiedenen Standorten. Die Berechnungen basieren auf den Daten in der bundesweiten Plattform für Abwärme der Bundesstelle für Energieeffizienz. Das theoretische Potenzial für Wärme aus industrieller Abwärme in Neumarkt beträgt 230 GWh pro Jahr.

Karte mit Standorten mit Abwärmepotenzialen.

Biomasse

Unter Biomassepotenziale fallen Waldrestholz, Reststoffe aus dem Ackerbau, Flur- und Siedlungsholz sowie biogene Abfälle aus Haushalten. Neben Reststoffen gibt es noch Anbaubiomasse aus Kurzumtriebsplantagen und Energiepflanzen. Für Neumarkt werden die Potenziale anhand der Landwirtschafts- und Waldfläche und flächenspezifischen Kennwerten aus der Literatur ermittelt und mit den ausgewiesenen Potenzialen aus dem Energieatlas Bayern verglichen. Da sich innerhalb der Stadtgrenzen nicht unerhebliche Waldflächen befinden, liegt das berechnete lokale Biomassepotenzial aus Reststoffen und vorhandenen Kurzumtriebsplantagen unter Berücksichtigung der verschiedenen Quellen zwischen 27 GWh und 57 GWh pro Jahr.

Karte von Neumarkt mit farblich markierten landwirtschaftlichen Gebieten und Waldgebieten.

Oberflächengewässer

Oberflächengewässer wie Flüsse, Seen oder Kanäle können als natürliche Wärmequellen für Großwärmepumpen genutzt werden, die eine hohe Leistung erbringen und mehrere Gebäude oder Quartiere versorgen. Damit ist diese Wärmequelle insbesondere für die zentrale Erschließung und Nutzung über ein Wärmenetz geeignet. Die Wärmeentnahme aus Oberflächengewässern ist an bestimmte Bedingungen geknüpft: z. B. die Genehmigung durch die zuständigen Behörden, den Schutz der Ökosysteme und die Einhaltung von Mindesttemperaturen. In Neumarkt bietet sich allerdings kein Oberflächengewässer für die Wärmeerzeugung an.

Nutzung von Abwasser

Die Nutzung der im Abwasser enthaltenen Wärme mithilfe einer Wärmepumpe stellt eine weitere Möglichkeit für eine Nutzung lokaler erneuerbarer Energien dar. Dabei kann die Wärme entweder direkt am Standort der Kläranlage oder bereits in den vorgelagerten Abwasserkanälen gewonnen werden. Die Nutzung an der Kläranlage ermöglicht in der Regel eine höhere Effizienz, da dort konstante Abwassertemperaturen und größere Volumenströme vorliegen. Zudem ist die technische Erschließung oft einfacher, da die Infrastruktur zentral gebündelt ist. Die Wärmegewinnung aus Abwasserkanälen hingegen erlaubt eine dezentrale Nutzung näher an den Verbrauchern. Das hier ermittelte Potenzial von 30 GWh/a wird anhand der monatlichen Abwassermengen und Temperaturen am Ablauf der Kläranlage ermitttelt. In der Berechnung wurde angenommen, dass die Wärme aus dem Abwasser mithilfe einer Wärmepumpe genutzt wird.

Eignungsgebiete

Auf Grundlage der Potenzialanalyse wurden vorläufige Versorgungsgebiete für die Wärmeversorgung identifiziert.

Gebiete für Wärmenetzausbau

Bisher wurden vier Gebiete gefunden, die sich für die Versorgung mit Wärmenetzen eignen würden: Nord, Mitte, Ost und Süd. Die Gebiete umfassen jene Straßenzüge und Quartiere, in denen ein Wärmeausbau aufgrund der hohen Bebauungsdichte, des hohen Wärmebedarfs und der Nähe zur bereits vorhandenen Wärmenetzinfrastruktur sinnvoll wäre. Die Umsetzung des Fernwärmeausbaus wird in diesem Gebiet durch die Stadtwerke Neumarkt priorisiert. Eine hohe Quote an Gebäuden, die sich an das Netz anschließen wollen, wird in diesen Gebieten erwartet. Die Anschlussmöglichkeit der einzelnen Gebäude muss allerdings individuell geprüft werden und nicht jedes Gebäude kann angeschlossen werden.

Gebiete mit lokaler Wärmeversorgung

Diese Gebiete umfassen jene Straßenzüge und Gebiete, in denen ein Wärmenetzausbau aus heutiger Sicht mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht realisiert werden kann. Ziel ist es hier, die Gebäude durch dezentrale Lösungen (= jedes Haus hat seine eigene Wärmequelle) mit erneuerbaren Energien zu versorgen - insbesondere über Wärmepumpen.

Zielszenario

Auf Basis der Ergebnisse der vorherigen Analysen wurde ein vorläufiges Zielszenario für die klimaneutrale Wärmeversorgung bis zum Jahr 2045 entwickelt. Es stellt einen Pfad dar, der von den identifizierten Potenzialen in die Umsetzung führen kann.

Für dieses Zielszenario wird angenommen, dass die analysierten Potenziale zur Effizienzsteigerung dem mittleren Wärmebedarfsszenario aus der Potenzialanalyse entsprechen werden. Damit würde der Wärmebedarf auf ganz Neumarkt bezogen um 18% bis zum Jahr 2045 sinken. Der Endenergieverbrauch für die Wärmeversorgung der Gebäude würde um 22% sinken. Entsprechend der räumlichen Analysen und der örtlichen Gegebenheiten werden folgende Annahmen in den vorläufig identifizierten Eignungsgebieten gemacht:

  • In den Wärmenetzeignungsgebieten werden 80% des Wärmebedarfs bis 2045 durch Wärmenetze gedeckt. Die Wärmeversorgung mit Wärmenetzen steigt bis zum Jahr 2045 auf 18%.

  • Gebäude, die nicht ans Wärmenetz angeschlossen sind, erhalten eine dezentrale Wärmeversorgung - überwiegend über Wärmepumpen oder biogene Energieträger (z. B. Holz oder Biomethan). Wo Wärmepumpen entsprechend der Potenzialanalyse nicht bzw. nur schwierig möglich sind, wird im Szenario auf Biomassekessel oder grünes Gas (Biomethan) umgestellt.

  • Fossile Brennstoffe wie Heizöl und Erdgas werden bis 2045 komplett ersetzt.

  • Wärmepumpen (Strom und Umweltwärme) machen den größten Teil der Wärmeversorgung im Jahr 2045 aus - mit einem Anteil von 60% im Jahr 2045.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass es sich hierbei um die Untersuchung eines Szenarios handelt, mit dem die Klimaschutzziele erreicht werden, so dass Wärmeversorgungstechnologien mit fossilen Energien nicht Teil des Lösungsraums sind. Dieser Zielpfad wird sich aus heutiger Sicht somit nicht von „allein“ ergeben. Es sind nicht nur Maßnahmen vor Ort durch die Stadt, die Stadtwerke, Gebäude- und Wohnungseigentümer und alle Bürgerinnen und Bürgern erforderlich, sondern auch langfristige energie- und förderpolitische Rahmenbedingungen auf Bundes- und Landesebene.

Strategie und Maßnahmen

Im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung Neumarkt wird ein umfassender Maßnahmenkatalog entwickelt, der die Erschließung lokaler Potenziale für eine nachhaltige Wärmeversorgung vorsieht. Diese Maßnahmen werden folgende Kategorien beinhalten:

  • Organisatorische und informatorische Maßnahmen: Verstetigung von Planungsstrukturen und Erstellung von Zwischenlösungen und Übergangsplänen

  • Beschleunigung von Effizienzmaßnahmen und erneuerbaren Energien in der dezentralen Wärmeversorgung: Möglichkeiten, um Sanierungsraten zu erhöhen

  • Fokusgebiete außerhalb der Wärmenetzeignungsgebiete: besondere Fokusgebiete, die sich voraussichtlich nicht für Netzlösungen eignen werden

  • Fokusgebiete zum beschleunigten Wärmenetzausbau: die Fokusgebiete, die sich für eine Netzlösung eignen

Auf der Karte sind die Fokusgebiete zum Wärmenetzausbau dargestellt, die bisher im Prozess der Wärmeplanung identifiziert wurden.

Luftbildkarte der Stadt Neumarkt mit grau markiertem Gebiet Nord. (1) Entwurfsplanung / Machbarkeitsstudie Wärmenetzausbau Nord:
Dieser Maßnahmenvorschlag zielt darauf ab, die gemeinschaftliche Wärmeversorgung durch ein Wärmenetz mit erneuerbaren Energien im Fokusgebiet Nord im Detail zu planen und die Umsetzung vorzubereiten. Das Gebiet umfasst rund 180 Gebäude mit einem derzeitigen Erdgasbedarf von 6,5 GWh/a. Relevante lokale Potenziale für eine zentrale Wärmeerzeugung in dem Gebiet sind Abwasser und Grundwasser.

Luftbildkarte der Stadt Neumarkt (2) Entwurfsplanung / Machbarkeitsstudie Wärmenetzausbau Mitte:
Dieser Maßnahmenvorschlag zielt darauf ab, die gemeinschaftliche Wärmeversorgung durch ein Wärmenetz mit erneuerbaren Energien im Fokusgebiet Mitte im Detail zu planen und die Umsetzung vorzubereiten. Das Gebiet umfasst rund 1400 Gebäude mit einem Wärmebedarf von 36 GWh/a. In dem Gebiet gibt es bereits Wärmenetze mit einer Trassenlänge von 0,8 km. Relevante lokale Potenziale für eine zentrale Wärmeerzeugung in dem Gebiet sind Abwasser (Abwasserkanal), Erdwärmesonden, Biogas und Biomasse.

Luftbildkarte der Stadt Neumarkt (3) Entwurfsplanung / Machbarkeitsstudie Wärmenetzausbau Ost:
Dieser Maßnahmenvorschlag zielt darauf ab, die gemeinschaftliche Wärmeversorgung durch ein Wärmenetz mit erneuerbaren Energien im Fokusgebiet Ost im Detail zu planen und die Umsetzung vorzubereiten. Das Gebiet umfasst rund 1300 Gebäude mit einem Wärmebedarf von 41 GWh/a. In dem Gebiet gibt es bereits Wärmenetze mit einer Trassenlänge von 2,2 km. Relevante lokale Potenziale für eine zentrale Wärmeerzeugung in dem Gebiet sind Grundwasser, Biogas und Biomasse.

(4) Entwurfsplanung / Machbarkeitsstudie Wärmenetzausbau Süd:
Dieser Maßnahmenvorschlag zielt darauf ab, die gemeinschaftliche Wärmeversorgung durch ein Wärmenetz mit erneuerbaren Energien im Fokusgebiet Süd im Detail zu planen und die Umsetzung vorzubereiten. Das Gebiet umfasst rund 267 Gebäude mit einem Wärmebedarf von 36 GWh/a. Relevante lokale Potenziale für eine zentrale Wärmeerzeugung in dem Gebiet sind Grundwasser, Biogas und Abwasser.

Kontakt

Stadt Neumarkt i.d.OPf.
Rathausplatz 1
92318 Neumarkt i.d.OPf
info@neumarkt.de
09181 255-0

Logo der Stadt Neumarkt. In roten und schwarzen Großbuchstaben steht „Neumarkt“ mit um 90° gedrehter Anmerkung „i.d.OPf.“ in grau. Darunter steht rechtsbündig der Schriftzug „Starke Stadt“ in Großbuchstaben; das Wort „Starke“ ist fettgedruckt. Auf der rechten Seite des Logos ist das Wappen der Stadt abgebildet (schwarzer Adler auf rotem Hintergrund).


Informationen zu Wärmeversorgung und Fernwärme erhalten Sie bei den Stadtwerken:

Stadtwerke Neumarkt i.d.OPf. Energie GmbH
Ingolstädter Straße 18
92318 Neumarkt i.d.OPf.
https://swneumarkt.de/ueber-uns/unternehmen/kommunale-waermeplanung/

Logo der Stadtwerke Neumarkt. Links befinden sich zwei ineinanderliegende Herzen, die auf der linken Seite liegen. Das hintere ist grün, das innere ist pink. Rechts daneben steht in schwarzer Schrift der Schriftzug „Stadtwerke Neumarkt“, mit „Neumarkt“ in Großbuchstaben. Unterhalb dieses Schriftzugs steht in kleinerer Schriftgröße und Großbuchstaben „Wir. Können. Zukunft.“